Glossar

Audiovisuelle Kunst und Kultur

Unter dem Begriff der audiovisuellen Kunst und Kultur werden die künstlerischen und kreativen Ausformungen und Entwicklungen des VJings, der Visualisierung, der audiovisuellen Live Performance und audiovisuellen Kunstwerken zusammengefasst. Das Tätigkeitsfeld reicht dabei vom Kunstkontext (Ausstellungen, Symposien) bis hin zur Popkultur (Events, Clubkultur) und zum Design.
Audiovisuelle Kunst lässt sich über die Qualität definieren, Klangliches und Visuelles zu einem eigenständigen Dritten zu verbinden.

AV

AudioVisuell, AudioVision. Das geplante und gemeinsam ausgeführte Zusammenspiel von Sound und Image.
„AV Act“ oder „AudioVisual Act“ bezeichnet der Auffassung sound:frame’s nach eine einzelne Künstlerperson oder eine Gruppe von Künstler/inne/n, die gemeinsam eine audio-visuelle Performance erarbeiten und präsentieren.
Der Begriff des AV Acts ist als allgemeiner Überbegriff zu verstehen, der zahlreiche Unterkategorien beinhalten kann. Sei es ein Zusammenschluss von DJs und VJs, die gemeinsam an einem Programm arbeiten, oder das erarbeitete Zusammenspiel einer Band mit einer Visualistin oder einem Visualisten ebenso wie der „digitale Live AV Act“, der digital produzierte Musik mit in Echtzeit digital generierten Visuals verschmilzt. Natürlich kann auch eine Einzelperson Sound und Bild im Gleichklang schaffen.

digital generiert

Visuals, die mit sogenannten generativen Softwares (wie etwa VVVV oder Pure Data), die sich von Video-Mixing Softwares unterscheiden, produziert werden. Oft geht damit einher, dass die Musik als generierender Input mit einbezogen wird und somit die Bilder direkt live beeinflusst. Das Bewegtbild wird je nach den von den Visualist/inn/en programmierten und vorgegebenen Algorithmen und Parametern von differenzierten Soundebenen angesteuert und beeinflusst.
Im Vergleich zum Video-Mixing geht es hier um das Programmieren von digitalen Codes und Parametern, aus denen sich das visuelle Bild generiert, sowie das Eingreifen auf sie in Echtzeit.

Light-Tagging

Zahlreiche Visualist/inn/encrews arbeiten mit Licht. Dazu wurden Technologien entwickelt, die es ermöglichen, den live und mit Lichtquellen gemalten oder durch Schablonen generierten Content mit langer Belichtungszeit zu fotografieren und in weiterer Folge direkt zu animieren . Mit Taschenlampen, Blitzlichtern, Laserpointern und Lichtquellen aller Art entstehen fantasievolle Animationen an der Schnittstelle zum Graffiti, die wiederum zur Projektion werden.

Live Coding

Zu Live Coding zählt etwa die Performance mit generativen Softwares wie vvvv, Jitter oder Processing. Live Coding bedeutet das auf Algorithmen basierte visuelle Arbeiten mit Code- und Programmiersprache in Echtzeit.

Live Visuals

Visuals unterschiedlicher Formate, die von VJs oder Visualist/inn/en in jedem Fall Live gemixed oder generiert werden und Teil einer in Echtzeit aufgeführten und erlebten Performance sind. Mittlerweile kann zwischen zahlreichen Genres unterschieden werden, die von Animationstechniken, Stop Motion, dem Mixing von vorproduzierten Videoclips über Light Writing, live Tagging bis hin zur Arbeit mit generativen Softwares und Algorithmen-basierten Programmen reichen.

Mapping

„Mapping“ ermöglicht es den VisualistInnen, eine Projektion entzerrt an dreidimensionale Strukturen bzw. Projektionsflächen abseits des traditionellen 4:3 oder 16:9 Formates anzupassen. Die Projektion wird dabei zwei- oder dreidimensional auf eine Form zugeschnitten, oder regelrecht wie eine Haut um die Skulpturen oder Architekturen gespannt.

Processing

„Processing is a programming language, development environment, and online community. Since 2001, Processing has promoted software literacy within the visual arts and visual literacy within technology.“ (https://www.processing.org/)

Remix

Bestehendes visuelles oder auditives Material wird manipuliert, mit eigenem Material gemixed, neu zusammengesetzt und mit einer neuen, individuellen, ästhetischen und inhaltlichen Handschrift versehen.

sound:frame

Der Name “sound:frame” steht seit Beginn an für die gleichwertige Verbindung aus Musik und (Bewegt)bild.
“frame” steht dabei für “Kader”, also für das Einzelbild eines Films.
„sound“ steht für den Bruchteil eines Musikstücks . Beide Ebenen werden im gleichwertigen Zusammenspiel zu einer Einheit.
Nicht nur die Verbindung von Sound und Visualisierung, sondern Interdisziplinarität und Interkreativität machen sound:frame und dessen Gedanken aus. Neben der Audiovision hat auch das Zusammenführen mit künstlerischen Genres wie der Architektur, dem Design, der Literatur oder der klassischen Musik für das Festivalprogramm eine große Bedeutung.

Tagtool

Das Tagtool ist eine Technologie, die von einer österreichischen Visualisten-Crew konstruiert wurde, um in Echtzeit live Getaggtes und Gezeichnetes projizieren zu können. Auf einem Touch-Display wird gezeichnet. Eine digitale Software macht es möglich, zur gleichen Zeit Parameter wie Farbe, Strichstärke und vieles mehr zu verändern. Das Live Gezeichnete kann in Echtzeit digital animiert werden und zum Beispiel auf eine Fassade projiziert werden. Mit der neuen Tagtool App können mehrere iPads zu einem Multiplayer-Netzwerk zusammengeschlossen werden.

Video Mixing

Der Begriff Video Mixing bezeichnet einen speziellen Ansatz der Visualisierung – das Live Mixen von vorgefertigten Videoclips mit speziellen Video Mixing Softwares wie beispielsweise MODUL8 oder RESOLUME. Dabei bedient sich die Visualistin/ der Visualist an einer Bibliothek bereits bestehender Videoclips, die gelooped – also in einer Endlosschleife abgespielt – und im Rhythmus der Musik bzw. einer bestimmten Rhythmik folgend miteinander gemixed werden. Man kann das Video Mixing mit dem DJing, also dem Mixen von Platten vergleichen. Ein ganz grundlegender Unterschied ist jedoch, dass die meisten Visualist/innen im Gegensatz zu vielen DJs, die mit Platten fremder Produzent/inn/en auflegen, ihr Material (ausschließlich) selbst produzieren. Der Begriff der Visualistin/ des Visualisten umfasst demnach in den meisten Fällen sowohl die künstlerische Produktion von Videoclips als auch die Live Performance – das Video Mixing.

Visual Setup

Technisches Setup, mit dem die VisualistInnen arbeiten. Zum Beispiel Beamer und Projektionsflächen; LED Walls, Monitore oder andere Bildmedien; Projektionsskulpturen und – räume; Zuspielgeräte wie Laptops; Verkabelung …

VisualistIn

Im österreichischen Sprachgebrauch (erstmals gebraucht von Julia Starsky und Jan Lauth) hat sich schon sehr früh der Begriff des „Visualisten“ oder der „Visualistin“ entwickelt. Ein großer Teil der ersten bedeutenden österreichischen Visualist/inn/en-Generation verband von Beginn an analoge und digitale Techniken. Von super8mm- und Dia-Projektionen über VHS-Shows zu digitalen Projektionen und softwarebasiertem Video-Mixing wurden verschiedene Technologien in die Performances mit einbezogen. Begriffe, die sich nahe daran entwickelt haben, sind die der „ProjektionistInnen“ oder „ProjektionskünstlerInnen“. Seit Beginn beziehen die VisualistInnen hier damit bereits den Umgang mit dem Raum mit ein. Der Ausdruck „VJing“ wäre also für die allgemeine Arbeit eines Visualisten oder einer Visualistin zu kurz gefasst. Der allgemeine Begriff des Visualisten bezieht sich weder auf den Kontext noch auf die Technologie. Für die Unterscheidung der einzelnen technologischen, ästhetischen und inhaltlichen Zugänge sind zahlreiche Unterkategorien nötig. Doch muss es an erster Stelle den allgemeinen Begriff des Visualisten oder der Visualistin geben.

VJ

Der Begriff VJ wird als Abkürzung für Video Jockey, Visual Jockey oder später Video Performance Artist im Club verwendet. VJs sind als Pendant der DJs, also Disc Jockeys auf visueller Ebene zu sehen. VJing steht für Video-Mixing, Visual-Jamming oder Visual Live Coding und definiert sich damit über das Selektieren und das intuitive Jammen mit vorgefertigten Loops, sowie über das Processing visuellen Contents im Live bzw. Realtime Kontext. Dem entspricht die kollektive Definition von VJing, die 2010 im Rahmen eines Wiki Sprint Projektes des Mapping Festivals in Genf von „375 Wikipedians“ erstellt wurde:
“Vjing is the manipulation or selection of visuals, the same way DJing is a selection and manipulation of audio. One of the key elements in the practice of VJing is the realtime mix of content from a ‘library of media’. In addition to the selection of media, VJing mostly implies realtime processing of the visual material. The term is also used to describe the performative use of generative software.” („Vjing by 375 Wikipedians”, edited during Mapping Festival, Geneva 2010, p.17f.)